Theaterprojekt „überleben“

Jugend–Theater–südost

Theateraufführung:   Überleben

am 11., 12. und 13. Januar 2008, 20 Uhr

Ort: Culture Rodeo — Lobeckstraße 30-35, 10969 Berlin

Culture Rodeo

Freudenberg Stiftung

Logo von der Rosa-Luxemburg-Stiftung




Die Jugend-Theater-Gruppe von südost Europa Kultur e.V. ist ein Integrationsprojekt für Berliner Jugendliche. Das Theaterspielen ist eine kreative Freizeitgestaltung, gewährt aber gleichzeitig allen in diesem Projekt Beteiligten umfassende Einblicke in unterschiedliche künstlerische Berufe: Schauspiel, Musik, Bühnenbild, Kostüm, Maske, Bühnentechnik, Veranstaltungsmanagement, Fotografie, Film, Webdesign…

An dem Projekt nehmen zur Zeit 12 Berliner Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahren teil, von denen die meisten über einen Migrationshintergrund verfügen. Angeleitet und betreut werden die Jugendlichen von einem Regisseur und Autor, einer Musiktherapeutin und einer Bühnen- und Kostümbildnerin.

Frei nach dem Theaterstück „Frühlings Erwachen“ von Frank Wedekind wird von den Jugendlichen mit professioneller Unterstützung ein neues Stück unter dem Titel „über leben“ erarbeitet. Auf diese Weise entsteht ein Text, mit dem sich die Jugendlichen identifizieren können. Parallel dazu werden, ebenfalls unter maßgeblicher Beteiligung der Protagonisten, eine Bühnenmusik und ein Bühnen- und Kostümbild entworfen. Die Arbeit wird in allen Abschnitten filmisch und fotografisch dokumentiert.


 

Die Vorlage von Frank Wedekind

Anhand der Vorlage von „Frühlings Erwachen“ lassen sich die Auseinandersetzungen Jugendlicher mit sozialen und moralischen Konventionen und der Zwiespalt zwischen Leistungszwang und dem Drang nach Individualitätsentfaltung beispielhaft widerspiegeln.
Die vielfach geschlossenen Gesellschaftsstrukturen, in deren Grenzen sich Jugendliche auch heute häufig bewegen, haben in ihren z.T. restriktiven Haltungen und Moralvorstellungen gewisse Ähnlichkeiten mit der sogenannten bürgerlichen Gesellschaft von vor 100 Jahren, die von Wedekind angeprangert wird.
Der Widerspruch zwischen sexuellen Begierden und Phantasien auf der einen und erstarrten Konventionen und Unterdrückung auf der anderen Seite ist den Jugendlichen heute ebenso vertraut wie den Protagonisten von Frühlings Erwachen.


 

Anmerkungen zu einer Inszenierung

HERANGEHENSWEISE
Die beteiligten Jugendlichen gehen die einzelnen Szenen des Originaltextes durch, hinterfragen Inhalt, Form und Aussage, und formulieren je nach Wunsch Szene für Szene nach eigenen Erfahrungen neu, ergänzen oder verwerfen sie.
Dabei ist es ihnen freigestellt, wie sie das tun: mit ihren eigenen Worten oder mit Musik.
Die Jugendlichen überprüfen, inwieweit es Parallelen zum eigenen gesellschaftlichen, sozialen und familiären Umfeld gibt, und wie es heute um familiäre Hierarchien steht.

Auch mit der wedekind´schen Sprache und ihrer Struktur setzt man sich auseinander: Ist es den Jugendlichen heute überhaupt noch möglich, eine solche Kunstsprache nachzuvollziehen bzw. sich in einer solchen Sprache auszudrücken - oder muss sie modernisiert oder völlig erneuert werden?

Welche Rollen sollten komplett sprach-renoviert werden, welche können in dem uns heute häufig manieriert wirkenden, dem Jugendstil verbundenen, Sprachduktus erhalten bleiben?

Abschlußbericht am 17.01.2008