Hintergrund
Die Gemeinde Odak liegt ganz im Norden Bosniens an der Grenze zu Kroatien. Als eine Art Enklave der muslimisch–kroatischen Föderation ist sie bis auf die Staatsgrenze von der Serbischen Republik umschlossen.
Odak wurde im Krieg fast vollständig zerstört. Als Folge heftiger Kämpfe und mehrfacher Vertreibungen musste beinahe jeder Einwohner der Gemeinde während des Krieges seine Wohnung verlassen. Die Bevölkerungsstruktur hat sich somit grundlegend gewandelt. 1991 lebten etwa 30.000 Menschen in Odak. Die bosnischen Serben und Bosniaken stellten damals zwei nahezu gleich große Gruppen von je rund 6.000 Menschen, während bosnische Kroaten mit mehr als 16.000 Menschen die große Mehrheit bildeten. Als Folge des Krieges sank die Bevölkerungszahl auf die Hälfte ihres Vorkriegsstandes. Während heute etwa 5.000 Bosniaken hauptsächlich in der Stadt Odak siedeln, sind die bosnischen Serben bis auf einzelne Ausnahmen (meist Ehepartner in Mischehen) aus der Gemeinde verschwunden (allerdings hat die Rückkehr in ein Dorf mittlerweile eingesetzt). 1.700 Angehörige anderer Volksgruppen, beispielsweise Slowenen und Makedonier, kehrten nach dem Krieg ebenfalls nicht zurück. 11.000 bosnisch-kroatische Kriegsflüchtlinge reisten 1996 wieder nach Odak ein, als die Gemeinde nach dem Abkommen von Dayton an die Föderation fiel.
Durch die neue Grenzziehung wurde ein Teil der Vorkriegsgemeinde durch die Entitätsgrenze abgetrennt. Dieses Gebiet bildet heute die selbständige Gemeinde Vukosavlje in der Republika Srpska.
Aktivitäten
Es freut uns sehr, dass viele junge Leute unser Zentrum angenommen haben. Jugendliche nehmen nicht nur an unseren Aktivitäten teil sondern kommen immer häufiger auch selbst mit eigenen Ideen für neue Aktivitäten. Doch wenden wir uns selbstverständlich auch an Erwachsene, an Frauen, Männer, ältere Menschen und natürlich and andere Organisationen und Einrichtungen.
Mit Lesecafés wollen wir die Integration von jungen Rückkehrern aus dem deutschsprachigen Raum unterstützen aber auch ihr Selbstbewusstsein stärken, damit sie sich als ein Teil der Gesellschaft fühlen und damit sie die wertvolle Sprachkenntnisse nicht verlieren. In unseren Lesecafés haben sie die Möglichkeit, deutschsprachige Zeitschriften ganz unterschiedlicher Art, die uns regelmäßig von Spendern zur Verfügung gestellt werden, zu lesen und in der Gruppe zu diskutieren.
Ziel der Kreativen Workshops, von denen wir regelmäßige mehrere zusammen mit der befreundeten Organisation CGSA anbieten, ist es, Jugendlichen zu helfen, sich kreativ auszudrücken. Unsere Instrumente sind dabei neben verschiedenen kreativen Ausdrucksformen (Malen, Zeichnen, Basteln etc.) auch Spiele und Diskussionsrunden zur gewaltfreien Konfliktbearbeitung. Uns ist es sehr wichtig, dass diese Gruppen immer gemischt sind (was die „Nationalitäten“ betrifft), denn unser Anliegen ist es, mit den Teilnehmern Themen wie Vorurteile, Gewalt, Toleranz u.ä. zu behandeln und ihnen ein Verständnis für demokratisches Verhalten und Zivilcourage zu vermitteln. Das Interesse an unseren Workshops ist sehr groß, so dass wir unser Angebot ausweiten werden.
Im November 2001 ist das Odaker NGO-Forum auf unsere Initiative von lokalen Nicht-Regierungsorganisationen und Vereinen gegründet worden. In regelmäßigen Treffen wird hier der Informationsaustausch verbessert sowie gemeinsame Probleme in der Gemeinde diskutiert. Im Forum sind neun lokale Organisationen und Vereine aktiv. Weiterhin bereitet das Forum in Zusammenarbeit mit der OSZE und der Gemeindeverwaltung die Gründung einer Beobachtergruppe vor, die als unabhägige Instanz die Arbeit der lokalen Behörden aus der Nähe beobachten wird und so als Verbindungskette zwischen den Bürgern und der Gemeinderegierung fungieren wird.
In entspannter Atmosphäre finden regelmäßig in Odak wie in den anderen Orten Erzählcafes statt, in denen wir uns anhand der Lebensgeschichte interessanter Zeitzeugen an vergangene Zeiten, menschliche Schicksale und geschichtliche Ereignisse erinnern, die das Leben der Menschen in Odak beeinflusst haben. Dabei konnte so manche verzerrte Wahrnehmung der Geschichte im Gespräch mit den Zeitzeugen zurecht gerückt werden.
Darüber hinaus bieten wir regelmäßige Deutschkurse an, bauen wir Brücken den Freundschaft' zwischen Schülern verschiedener Schulen aus beiden Entitäten und wirken an der Herausgabe der Odaker Jugendzeitschrift LOM mit.
Unsere KollegInnen in Odak:
Sanjin Omeragic, Hasan Celikovic