4 mal in Bosnien

Nada – südost in Novi Grad

kreative Workshop, Novi Grad, Juni 2003

Hintergrund

Novi Grad, das vor dem Krieg Bosanski Novi hieß, liegt in Nordosten der Republika Srpska, 80 km südöstlich von Banja Luka. Vor dem Krieg waren 60% der Bevölkerung Serben, 33,9% Bosniaken, 1% Kroaten und 4,7% Mitglieder anderer Bevölkerungsgruppen. In Novi Grad haben heftige kriegerische Auseinandersetzungen stattgefunden, und ein großer Teil der muslimischen Bevölkerung ist geflüchtet. Gleichzeitig hat die Gemeinde im Laufe des Krieges viele serbische Flüchtlinge aufgenommen, vor allem aus Kroatien und den Nachbargemeinden in der Föderation Bosanska Krupa und Sanski Most, so dass von den etwa 41.500 Einwohnern heute 98,55% bosnische Serben, 1,3% Bosniaken und nur 0,15% bosnische Kroaten sind. Die Rückkehr von ehemaligen Bewohnern wurde von der Bevölkerung und den zuständigen Behörden zunächst heftig abgelehnt und war teilweise von Gewalttätigkeiten begleitet. Mittlerweile hat sich diese Situation beruhigt, aber für ein echtes Zusammenleben ist noch viel Überzeugungsarbeit notwendig.

Wohnraum und Arbeitsplätze sind in Novi rar. Ein Grossteil der ehemals bestehenden Industrie ist nicht mehr in Betrieb beziehungsweise arbeitet nur mit fünf- bis zehnprozentiger Kapazität. Das kulturelle Leben sowie zivilgesellschaftliche Aktivitäten sind ebenfalls spärlich, so dass südost in Novi ein weites Betätigungsfeld findet.


Forum Krupa Novi Grad

Unser Haus:

Obwohl es ein bisschen abseits des Stadtzentrums liegt, ist unser Haus in Novi sehr gut bekannt. Kinder und Jugendliche kommen zu uns, um in kreativen Workshops zu verschiedenen Themen zu malen, zu zeichnen und zu basteln, Techniken gewaltfreier Kommunikation zu lernen, oder ihre Deutschkenntnisse zu verbessern. Auch Erwachsene finden bei uns ein Forum für gemeinsame Aktivitäten und Meinungsaustausch, etwa in der Frauengruppe, die bei uns regelmäßige aktuelle Themen diskutiert. Menschen aller Gruppen finden auf diese Weise bei uns einen Raum, ihre Fähigkeiten zu entwickeln, neue Kontakte zu knüpfen und im gemeinsamen Tun Vorbehalte gegeneinander abzubauen.

Gleichzeitig möchten wir die Menschen, die zu uns kommen, für gesellschaftliche Fragen interessieren und sie ermutigen, die Gestaltung ihrer Umgebung selbst in die Hand zu nehmen. So nutzen wir beispielsweise immer einen Teil des Deutsch-Unterrichts, um Themen wie Umweltschutz und Drogenmissbrauch zu diskutieren. Für Jugendliche haben wir ein spezielles Diskussionsforum eingerichtet, in dem sie aktuelle Probleme besprechen, die sie interessieren. Gleichzeitig stellen wir ihnen verschiedene Möglichkeiten vor, wie sie selbst etwas bewegen können, z.B. durch Freiwilligen-Arbeit oder durch die Organisation einer Medien-Kampagne. Unsere Informationstafel in der Innenstadt informiert laufend über Seminare, Konferenzen und andere Gelegenheiten, aktiv zu werden. Diese Informationen geben wir auch an die lokale Radiostation zur Veröffentlichung weiter.

Einen besonderen Schwerpunkt unserer Arbeit bildet die Unterstützung von Nichtregierungsorganisationen (NGOs) in unserer Gemeinde. Durch besondere Beratungs– und Fortbildungs–Angebote, zum Beispiel durch Workshops zum Schreiben von Projektanträgen oder spezielle Computerkurse, helfen wir ihnen, ihre Arbeit effektiv zu gestalten.

Noch wichtiger ist aber die Vernetzung zwischen ihnen. Besonders stolz sind wir deshalb auf das von uns initiierte NGO-Forum. Es gibt in Novi zwar nur wenige NGOs, diese arbeiten dafür aber um so besser zusammen. Die Mitglieder stehen in ständigem informellem Kontakt, tauschen Informationen aus und planen gemeinsame Aktivitäten, z.B. Runde Tische zu Problemen in unserer Stadt. Gemeinsam haben wir mittlerweile sogar erreicht, dass das Forum in den Haushalt der Gemeinde aufgenommen wurde und dass wir an Ratssitzungen teilnehmen dürfen.
Ein wichtiger Aspekt der Vernetzung ist die Zusammenarbeit mit Organisationen aus anderen Gemeinden, speziell der Kontakt über die Entitätengrenze hinweg. Unsere ersten Erfolge in dieser Hinsicht waren die Organisation einer vielbesuchten Ausstellung des Malers Miroslav Drljaca aus Novi in der Nachbargemeinde Bosanska Krupa, und die Organisation einer Umweltschutz-Diskussionsrunde mit Organisationen und Gemeindevertretern aus Bosanska Krupa, Novi und Bihac.



Unsere KollegInnen in Novi:

Jelena Maksimovic
Mirsad Kusumovic
Mese Selimovica 8