südost Europa Kultur e.V.

4 mal in Bosnien

Nada – südost in Bijeljina

Duga, Bijeljina

In Bijeljina arbeiten wir in einem Regenbogen. „Duga“ heißt nämlich das Haus, das die Freudenbergstiftung uns und der lokalen Frauenorganisation LARA für die Arbeit zur Verfügung gestellt hat. Es ist ein offenes Haus, in dem für Frieden, Toleranz und Demokratie gearbeitet, gemalt, diskutiert, gespielt, gelernt, gechattet, gesprochen, gelacht, Kaffee getrunken wird.


Hintergrund

Die Gemeinde Bijeljina liegt ganz im Nordosten Bosniens und ist die zweitgrößte Stadt der Republika Srpska. Im Krieg kaum zerstört, lastet heute die große Zahl an Binnenflüchtlingen auf der Stadt. So hat sich die Einwohnerzahl von knapp 90.000 vor dem Krieg auf über 130.000 heute erhöht (bei anderen Schätzungen ist die Steigerung noch höher). Diese oft mittellosen und wenig verwurzelten Menschen belasten den Wohnungsmarkt, die städtische Infrastruktur und die ohnehin am Boden liegende Wirtschaft beträchtlich.

Vor dem Krieg lebten etwa 8.000 Roma in Bijeljina, einige von ihnen waren vergleichsweise gut in das städtische und wirtschaftlich Leben integriert. Viele von ihnen sind während des Krieges ins Ausland geflohen (v.a. Deutschland und Österreich), von denen bislang etwa 50% zurückgekehrt sind. Allerdings sind ihre Lebensbedingungen erschreckend schlecht, viele leben mit ihren großen Familien in winzigen Baracken am Rande der Stadt. Ohne Zweifel nimmt die Gruppe der Roma in dem sozialen System die unterste Stufe ein.

Die Wohnraumsituation ist mangelhaft. Kriegsbedingte Beschädigungen sind in der Gemeinde nicht anzutreffen. Gelegentlich festzustellende Schäden n Wochenendhäusern und Wohnungen im Bereich des Zusammenflusses von Sava und Drina sind auf Vandalismus zurückzuführen.

Die Gemeinde hat bereits ca. 48.000 Flüchtlinge/Vertriebene aufgenommen, vorwiegend bosnische Serben, die überwiegend aus dem Gebiet der heutigen Föderation stammen.


Aktivitäten

In Bijeljina hatten wir das Glück, eine sehr aktive und hoch qualifizierte Psychiaterin zur Mitarbeit gewinnen zu können. Dr. Lukrecija Manojlovic leitet regelmäßig eine Gruppe von Frauen, die mit ihrem besonders schweren Schicksal während des Krieges und danach nicht mehr zurecht kommen. Weiterhin befindet sich eine Gruppe für benachteiligte Kinder im Aufbau.

Das bestehende Forum von Nicht-Regierungsorganisationen fördern wir, indem wir die Arbeit während der Treffen im Haus Duga zu systematisieren versuchen. Außerdem bemühen wir uns, die Kontakte zur Reference Group in Tuzla, einem vorbildlich strukturierten NGO-Forum, zu verbessern, von ihr zu lernen und auf gemeinsame Aktivitäten hinzuarbeiten.

Eine besondere Zielgruppe unserer Arbeit in Bijeljina sind die Roma, die hier – wie leider so oft – besonders benachteiligt sind. Wir bieten ihnen Alphabetisierungskurse für Erwachsene und Kinder sowie Vorschulkurse an. Darüber hinaus soll eine Art Familienhilfe geleistet werden, um die Schwierigkeiten des Alltags besser bewältigen zu können.

Wir freuen uns sehr, dass für Bijeljina die erste Schulpartnerschaft unseres Projektes vermittelt werden konnte. Das Gottfried-Keller-Gymnasium in Berlin-Charlottenburg und das Filip-Visnjic-Gymnasium in Bijeljina haben Kontakt aufgenommen. Wir hoffen, dass daraus eine lange und fruchtbare Zusammenarbeit und Freundschaft wird.

Außerdem finden regelmäßig Erzählcafes statt, wurden öffentliche Diskussionsrunden zu gesellschaftlichen und politischen Themen abgehalten, werden Englischkurse für Jugendliche und Computerkurse für Vertreter von Nicht–Regierungsorganisationen angeboten und werden mit jungen Leuten in kreativen Workshops Methoden der gewaltfreien Konfliktbearbeitung eingeübt.



Unsere KollegInnen in Bijeljina:

Danijela Colakovic, Slavica Kokoruš